Sozialpolitisches Fachgespräch der AGW zur Bundespolitik – Haltung zu sozialen Themen und Finanzierung sind der Schlüssel
Immer wieder ist in den vergangenen Wochen der Satz zu hören: „Wenn es der Wirtschaft gut geht, können wir auch soziale Themen ausbauen.“ Wirtschafts-, sozial- und umweltpolitische Themen gegeneinander auszuspielen, anstatt sie miteinander zu verknüpfen – das lehnt die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtspflege (AGW) in Krefeld ab. Sie möchte daher stärker mit der Bundespolitik in den Austausch gehen und lud vor der Bundestagswahl zu einem sozialpolitischen Fachgespräch zu den Themenfeldern Kita/Bildung, Wohnungslosigkeit/Armut und Pflege ein.
„Soziale Themen wie die Betreuung in der Kita, die Bildung für Kinder und Jugendliche, der Umgang mit Wohnungslosigkeit und Armut sowie die Pflege im Alter sind existenziell wichtig für die Menschen in Krefeld und unser Gemeinwohl. Daher möchten wir als AGW mit der Bundespolitik über diese dringenden Themen stärker in den Austausch gehen“, erläuterte Delk Bagusat, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtspflege (AGW) in Krefeld, zur Begrüßung des sozialpolitischen Fachgesprächs. An der AGW-Veranstaltung, die bei der Caritas im Hansa-Haus stattfand, nahmen die Fachleute Dietmar Siegert (Kinderschutzbund), Jan Vander (Wohnungslosen-Beratung der Diakonie) und Regina Schüren (Sachbereichsleiterin für ambulante und teilstationäre Pflege der Caritas) sowie die Kandidierenden für den Bundestag Ansgar Heveling (CDU), Jan Dieren (SPD), Ulle Schauws (Bündnis90/Die Grünen) und Florian Ott (FDP) und Vertreter der Wohlfahrtsverbände teil.
Die Experten führten jeweils kurz in ihr Fachgebiet ein und berichteten über die Situation in Krefeld, bevor es moderiert von Jochen Hochkamer zum Austausch und zur Diskussion kam. Dabei stellte sich die Frage nach der grundsätzlichen Haltung zu sozialen Themen und Auf-gaben sowie deren Finanzierung als Schlüsselfrage heraus. Ob es um die bisher nicht dynamisierte Förderung der frühen Hilfen für Kinder, die mangelnden Kita-Plätze, eine prinzipielle Kindergrundsicherung, die fehlenden Fachkräfte für Bildung und Pflege, zu wenig bezahlbaren Wohnraum oder zu knappe Pflege-Angebote gehe, immer wieder stelle sich die grundsätzliche Frage, ob und wie die Gesellschaft Unterstützung finanzieren kann und will. „Es geht uns um eine Grundhaltung den Menschen gegenüber; nicht darum, erst einmal die Wirtschaft besser zu organisieren“, appellierte Ludger Firneburg (Geschäftsführer der Diakonie) an die Politik. „Wir stehen vor riesigen Herausforderungen; wir müssen ehrlicher in der Debatte werden und endlich Bürokratie abbauen“, forderte Delk Bagusat. „Im Moment sind die Risiken für soziale Träger sehr groß“, erläuterte Jochen Hochkamer. Deshalb geben immer mehr Träger einzelne Aufgabenfelder auf oder müssen Insolvenz anmelden. Das verschärfe das Problem für die Unterstützung suchenden Krefelder Bürger, aber auch für die verbleibenden Anbieter von sozialen Dienstleistungen.
Die teilnehmenden Bundespolitiker*innen bedankten sich für den Austausch und die Hintergrundinformationen. Alle sagten zu, diese mit in ihre Gespräche nach Berlin zu nehmen. Am Ende des fundierten Fachgesprächs vereinbarten alle Teilnehmenden, dieses möglichst in regelmäßigen Abständen zu wiederholen – nicht nur zu Wahlkampfzeiten.